... und ich mach auch gleich mal den Anfang:
Donnerstag - MoBa
Eröffnungsparty in der MoBa: Gewohnt gute Stimmung, einfach ein herrlicher Ort für einen WGT-Auftakt. Dass man inzwischen das Bändchen auch schon am Donnerstag braucht, war ungewohnt, doch angesichts des allgemeinen Ansturms akzeptabel, zumal man ja als Insider sein Bändchen eh an der MoBa abholt statt am Bahnhof oder der Agra. Jetzt fehlt noch, dass die Bändchen auch schon ab Donnerstag für die LVB gelten; dann könnt ich mich vor Glück kaum halten.
Freitag - Täubchental
Hell Boulevard: Ich hatte schon einiges erwartet, doch das wurde noch übertroffen. Eine fantastische Band, wenn man auf guten, alten Goth Rock steht – und das so sauber dargeboten, dass mir als Nicht-Metaller auch die hörbaren Metall-Einflüsse gefallen haben. Einfach ein tolles Erlebnis als Auftakt und eine Band, die ich nicht zum letzten Mal gesehen habe.
October Burns Black: Nach so viel Qualität ein deutlicher Abfall. Die Band ist nicht schlecht, aber eben auch in keiner Weise erheblich. Nach einigen wenigen Stücken wirkte der Außenbereich trotz Sonnenglut einladender.
Golden Apes: Was soll man von einer Band halten, die man vor X Jahren schon bei ihrem endgültigen Abschiedskonzert gesehen hat? Kurz gesagt: Es war ein trauriges Erlebnis. Die Stücke wurden runtergespielt, der Leadsänger hat seine Angst vor dem Publikum immer noch nicht überwunden. Das ganze wirkte unfrisch, fast müde. Schade.
Samstag - Westbad & Stadtbad
Dark Cell: Metall ist nicht so ganz meins, aber die Band hat mir dennoch gefallen. Da war einfach Stimmung an der Rampe und kein "Gedöhns". Das gab es dann leider bei ...
Near Earth Orbit: Ein Fall von "bitte nicht live!" Die grandiosen Videos und die an sich gute Musik konnte mich nicht darüber hinwegtrösten, dass ich den Sänger einfach maßlos manieriert fand und dafür mit denkbar schlechter Stimme.
Kontravoid: Macht gut "Dampf" - und die Menschen in dem übervollen Stadtbad ebenso - und prima zum Abtanzen, wenn einfach Bewegung gewünscht ist. Doch an sich würde ich die Musik, jedenfalls wie sie im Live-Act rüberkam, schlicht als Techno bezeichnen. Bringt eine gewisse Stimmung, ist mir aber für ein Konzert einfach zu dünn.
Selofan: Für mich das Highlight des Tages. Dieser Frau könnt ich stundenlang zuhören: interessante und auch abwechslungsreiche Stücke und dazu ein Gesang, der wirklich in den Bann zieht.
Light Asylum: Eine bemerkenswerte Künstlerin mit einer tollen Stimme, einer immensen Bühnenpräsenz / Publikumswirkung, und musikalisch ein ordentliches Electro-Durchtanz-Programm. Nur ... leider ... warum auf dem WGT? Von Wave und Gotik samt Unterarten (und ich bin da sehr viel toleranter als viele) keine Spur. Ich hab das Konzert genossen, keine Frage, aber das ist wirklich ein Fall, wo ich mir etwas mehr konzeptionelle Geschlossenheit wünschen würde.
Sonntag - Alte Börse, Täubchental, Heilandskirche
Cellocolours in Concert: Ein perfekter Musikgenuss, nachdem ich es endlich, zum allerersten Mal, zu einem Termin in der AB geschafft habe. Sehr gut gefallen hat mir auch die Mischung aus älteren, bekannten Stücken von Fauré und Mahler und neuen, teils sehr witzigen Kompositionen, u.a. "60 verschiedene Stücke in ein genau 1 Minute" – irre!
Phasenmensch: Bitte nicht erschrecken; ich steh auf solche Kontraste. Ein knallharter Electro-Act, leider etwas weniger melodisch bzw. abwechslungsreich als die Stücke, die ich im Netz gehört hatte, aber jedenfalls bestens geeignet zu einer Dreiviertelstunde besinnungslosem Abhopsen.
Klaus Märkert & The Eerie Glam Girls: Als "Nachthumor und Mitternachtsmusik" war die Lesung mit Musik angekündigt, und genau das gab es auch ... leider viel zu kurz. Klaus hat einen herrlich trockenen Humor und seine Geschichten aus dem Goth-DJ-Leben waren für mich auch eine herrliche Reise in die Vergangenheit. Dabei beherrscht er durchaus auch ernste und politische Themen; insgesamt ein Szene-Autor, der mir sehr gut gefällt. Die Eerie Glam Girls sind Rafaela und meine liebe, langjährige Freundin Bianca, bekannt u. a. als Frontfrau von Violet Tribe, VaNi, Ensemble Violetta und The Violet Steam Experience. Was ich immer wieder und auch bei Bianca sehr schätze: Dass man in "unserer" Szene echte SängerInnen mit solider Stimmausbildung trifft, denen die meisten Pop-"Stars" und Talentshow-Dauerdebütanten nicht mal den leeren Napf reichen könnten, geschweige denn das Wasser.
Montag - Schauspielhaus
Hackedepiciotto: Eine recht muntere Mischung irgendwo zwischen Bänkelgesang und Ambient, keinesfalls langweilig, größtenteils ein Genuss und nur an manchen Stellen etwas unorganisch – es ist nicht notwendig, im Minutentakt Instrumente und Stückcharakter zu wechseln, um als fleißige MusikerIn durchzugehen!
Michael Cashmore und Shaltmira: Bei dieser Darbietung mache ich zum allerersten Mal etwas, das ich noch für keinen Act getan habe, seit ich Konzertberichte schreibe. Ich gebe allen Lesern den Rat: Erspart es euch!
Saeldes Sanc: Ein wunderbarer Abschluss meines WGT-Erlebnisses! Ernst Horn am Flügel, eine weitere perfekt ausgebildete Sängerin, herrliche Lieder ... und ein trockener Sitz, während viele arme Mitmenschen kräftig durchweicht wurden.