Nach einer kurzen Durststrecke fand im Juli mal wieder eine Nightcrawling statt. Die Wetterprognose sah recht gut aus, aber ich wählte sicherheitshalber doch eine Jacke mit Kapuze für den Spaziergang zum Schlachthof. Meine Doc Martens durften mich auch mal wieder begleiten. Mein großer Zeh war darüber nicht so begeistert, wie sich später herausstellen sollte.
Dieses Mal sollte in
der Box DJ Frank auflegen. Der Mann hatte jede Menge CDs dabei, was
in mir mir zumindest "kein mieses Gefühl"
auslöste.
Besonders witzig
fand ich es ja, als ich den Raum betrat. Ich trug ein Siouxsie Shirt
und er spielte "Cities in the dust". Irgendwie hatte ich in diesem
Moment das Gefühl, dass deshalb jeder auf mich starrte
, was aber
bestimmt nur eine Illusion war. Solche Gedanken möchte ich sofort
beiseite schieben.
Ich positionierte mich so, dass ich sah, wie er sich vorbereitete und welche CD er in die Hand nahm. Wann bekomme ich schon mal die Gelegenheit, einen DJ bei seiner Organisation zu beobachten.
Mittlerweile kenne
ich ja schon die Gesichter der Stammgäste. Ich finde ich es immer
wieder erstaunlich, wieviele Leute sich untereinander kennen. Selbst
wenn ich mit meiner Bekannten und deren Bruder dort bin und wir im
Grunde auch zu den Stammgästen zählen, hat uns noch nie jemand
angesprochen. Warum auch?
Zurück zum DJ.
Im Grunde fand ich seine Musikauswahl ganz okay. Er spielte Stücke, die ich bisher in der Box nicht hörte oder mich zumindest nicht daran erinnern konnte. Nebenbei wurden auch Wünsche erfüllt und wenn man wissen wollte, wie das Stück hieß, schrieb er es auf. Das fand ich sehr freundlich und auch irgendwie professionell.
Überrascht war ich, als er "Dear Prudence" spielte. Das hörte ich in der Box selten. Meist wird "Israel", "The Passenger" oder mit etwas Glück auch mal "Spellbound" gespielt. Ist ja alles okay, aber von Siouxsie gibt es noch mehr gute Songs und zumindest eine BestOf sollte jeder DJ haben.
An was erinnere ich mich noch? Fliehende Stürme - Satellit, Cure - A Forest, Joy Division - Transmission, Boy Harsher - Pain 
, Sisters Of Mercy - Temple Of Love.
Von Enjoy the Silence wurde ein Mix gespielt, der etwas an Lacuna Coil erinnerte, aber von Depeche Mode war. Hier flüchteten viele Leute aus dem Raum.
Wenn es wirklich mal ein paar Durchhänger gab, dann war mein großer rechter Zeh darüber froh und nebenbei fand ich es spannend zu beobachten, wie er seine CDs vorbereitete. Selbst ich als CD-Fan würde hier eher zur mp3 greifen, weil ich das für die Organisation praktischer fände.
Wenn ich länger als 3 Uhr durchhalte, obwohl er keine NewWave-Sachen aus den 80ern spielte, dann kann die Musik für meinen Geschmack nicht so schlecht gewesen sein.
So nach und nach verringerte sich die Anzahl der Personen im Raum. Ob das Herdentrieb oder Zufall war, konnte ich nicht einschätzen.
Irgendwann spielte
er auch "Teen Sex Transfusion" von den Multicoloured Shades. 
Das fanden
zwei weitere Leute wohl ganz gut und zu dritt fand ich es auf der
Tanzfläche sowieso prima. Da kann ich mich so richtig gehen lassen
und bewege mich auch intensiver als sonst. Wenn wenige Leute auf der
Tanzfläche sind, dann vermittelt das irgendwie auch eine Art
Zusammengehörigkeitsgefühl. Das ist mir jetzt schon einige Male aufgefallen.
Gegen 3:30 Uhr
wollte ich aufbrechen. Zu diesem Zeitpunkt waren neben dem DJ und mir
noch eine weitere Person anwesend und es erklang die Fanfare von
"Faith Healer". Das fand ich gemein. Nur wenige Songs
hätten mich zum Bleiben überreden können. Ausgerechnet "Faith
Healer"!
Das konnte ich mir
natürlich nicht entgehen lassen. Somit hatte ich anfangs die ganze
Tanzfläche fast für mich alleine. Später kamen noch ein paar Leute
dazu.
Auch wenn ich seltener tanzte als sonst , wird DJ Frank für mich auf jeden Fall positiv in Erinnerung bleiben und ich hoffe, dass er nächstes Jahr wieder auflegt.
Gegen 3:45 Uhr sagten
die Vernunft und mein Fußzeh zu mir, das ich mich auf den Heimweg machen sollte. Über meine Docs sollte ich mir aber auch mal Gedanken machen. Möglicherweise
nehmen die Einlagen den Füßen zuviel Platz weg.
