Interview mit Torch von Love's Labour's Lost


torch1.jpgChris: Wie würdest du die Musikstilrichtung von LLL bezeichnen?

Torch: Oh, da kommen mehrere Elemente zusammen. Es ist im Grunde Gothic Rock der alten Schule. Es sind jedoch auch Elemente aus Metal, Punk und Klassik enthalten, da wir von verschiedenen Musikrichtungen geprägt sind. Wir legen uns da auch nicht fest. Wir möchten unsere Lieder möglichst abwechslungsreich gestalten und probieren daher alles mögliche aus.


Chris: Euer Name bedeutet übersetzt auf Deutsch "Verlorene Liebesmüh" und ist gleichzeitig eine Komödie von Shakespeare. Was hat euch zu diesem Namen inspiriert?

Torch: Den Namen hat, so weit ich mich erinnere, die frühere Bratschenspielerin Inge vorgeschlagen. Damals war ich noch nicht in der Band. Aber klassische Kunst, sowohl Poesie, als auch Musik und darstellende Kunst begeistert uns alle auf irgendeine Art und Weise.


Chris: Was ja auch irgendwie wieder zu Shakespeare passt. Seit wann gibt es euch und seit wann bist du dabei?

Torch: Die Band wurde 2003 gegründet. Ich wurde Ende 2011 vom Bassisten Oma, den ich seit 1990 kenne und mit dem ich schon viel erlebt habe, angesprochen, ob ich nicht einsteigen möchte, da zu dem Zeitpunkt kein*e Gitarrist*in dabei war. So bin ich im Januar 2012 einfach mal mit meiner Gitarre in den Proberaum von LLL gefahren und habe mitgespielt. Da das gut zusammen passte, bin ich dabei geblieben.


Chris: Gab es irgendwo ein "besonderes" Konzert oder Highlight mit LLL welches du niemals vergessen wirst?torch2.jpg

Torch: Besonders war für mich immer, wenn wir mit der Kölner Band "The Real Hot" gespielt haben. Ich habe sie in einem kleinen Club gesehen und ihnen unsere Promo-Postkarte in die Hand gedrückt. Tatsächlich haben sie daraufhin Kontakt mit uns aufgenommen. Da war ein gemeinsamer Auftritt besonders spektakulär. Sie wollten ein CD-Release-Konzert machen. Die CD wurde aber nicht rechtzeitig fertig. So haben sie nur eine gemixte CD-Rom-Version angeboten, um überhaupt was zu haben. Wir wurden als Support eingeladen. Das Ganze sollte in einem Underground-Club stattfinden, der, wie wir erst nach der Ankunft erfuhren, gar keine Genehmigung hatte. Jetzt waren wir nun mal da, also wollten wir auch spielen. Leider gab es dort keine Schlagzeugmikrofone. Zufällig kannte ich aber ein paar Musiker in Köln. Nach einem kurzen Rundruf hat sich tatsächlich jemand gemeldet, der einen Satz Mikrofone da hatte. Ich bin also mit dem Auto vom einen Ende Kölns zum anderen gefahren um die Mikros zu holen, damit wir spielen konnten. Der Eintritt bestand aus einer freiwilligen Spende, die Getränke gab es in der Kneipe nebenan. Also alles sehr turbulent. Tatsächlich hatten wir einige Leute angezogen und mit unserem Auftritt den Saal gerockt. Das Verhältnis zwischen "The Real Hot" und uns ist seit dem etwas Besonders. Leider hört man von ihnen zurzeit nicht besonders viel. Aber dieser Abend war doch einzigartig.


Chris: Was ist dein persönlicher Lieblingssong von LLL und warum?

Torch: Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich spiele sie alle gerne. Natürlich ist es immer etwas besonderes selbst geschriebene Lieder zu spielen, weil da am meisten von einem selbst drin steckt. Von meinen eigenen Kompositionen ist "Innocent" das, was mir momentan am besten gefällt. Der Protagonist des Liedes findet in dem Lied seine 17-jährige Tochter nach einem Suizid in ihrem Bett liegend. Die Verzweiflung und die Hilflosigkeit, die ihn in diesem Moment erfassen, sollen mit der Musik wiedergegeben werden. Thomas, unser Sänger, schafft es da auch besonders gut, diese Gefühle auszudrücken. Von den Liedern, die wir gemeinsam gemacht haben, kann ich wohl "Silver" und "There is a light in the dark house" als die Stücke bezeichnen, die ich am liebsten spiele. "Silver" ist ein Stück bei dem wir im Proberaum einfach drauf los gespielt haben. Auf einmal war ein Lied so gut wie fertig. Da war ich noch nicht lange in der Band. Die Nummer fängt sehr ruhig und langsam an, steigert sich dann jedoch immer mehr in Stimmung und Tempo, bis es in einem melancholischem Gitarrensolo endet. Wir haben es bisher noch nicht im Studio aufgenommen. Wir sind nicht sicher, ob die Stimmung dadurch nicht verloren geht. Es war für uns immer ein Live-Stück. Aber eben, weil es so spontan entstanden ist und uns gezeigt hat, wie gut wir musikalisch harmonieren, ist es für mich etwas ganz besonderes. Als "There is a light in the dark house" entstand, lag ich mit gebrochenem Handgelenk zu Hause. Als ich dann wieder im Proberaum war und sie es mir vorspielten, hat es mir erst einmal gar nicht gefallen. Ich hatte dann jedoch sofort Gitarrenmelodien im Kopf, die ich dazu spielen könnte. Nach ein wenig Feinschliff war es dann fertig. Die erste Hälfte ist mit Gesang, die zweite instrumental. Und wenn das Instrumental anfängt, geht in mir jedesmal die Sonne auf. Das kann ich nicht mal erklären, das kommt von ganz tief aus mir raus.


torch3.jpgChris: Hast du musikalische Vorbilder?

Torch: Oh, ja. Ich denke, ohne findet ein Musiker seinen Weg auch nicht. Szene-mäßig kann ich als Vorbilder Valor Kånd von Christian Death und Gary Marx, den Gründer von The Sisters Of Mercy nennen. Außerhalb der Szene inspiriert mich George Harrison am meisten. Aber auch die Musik von Kate Bush hat mich definitiv beeinflusst. Vor allem die Stücke aus ihrer Anfangszeit.


Chris: Welches Instrument hast du als erstes gelernt und wie alt warst du damals? Welche Instrumente kannst du heute spielen?

Torch: Ach, herrje, das sind schon ein paar. Ich habe schon immer einfach jedes Instrument in die Hand genommen und irgendetwas darauf herumgeklimpert. Auf der kaputten Westerngitarre meines großen Bruders habe ich schon als kleines Kind irgendwelche Melodien erfunden. Eigentlich wollte ich ja schon immer Gitarrist werden, aber meine Eltern hatten kein Geld für den Unterricht. Dann hatte ich jedoch ein paar Kumpels, mit denen ich Musik machen wollte. Ich habe dann zu meiner Schulzeit im Supermarkt Regale eingeräumt, um mir ein Schlagzeug leisten zu können. Da war ich 16 Jahre alt. Ich habe mir trotzdem nicht viel später eine E-Gitarre gekauft und mir auch das alleine beigebracht. Mein Instrumentarium beihaltet viele Instrumente aus verschiedenen Epochen. So spiele ich neben E-Gitarre und E-Bass, wie erwähnt, auch Schlagzeug. Aber auch mittelalterliche Instrumente wie Sackpfeife, Schlamei, Drehleier, Harfe und verschiedene Flöten. Außerdem noch Keyboard, Mandola und Cister. Außerdem habe ich auf einem Antik-Markt ein Harmonium von 1920 ergattern können. Mit Geige habe ich mich auch mal versucht, aber da fehlt mir dann doch die Zeit zum Üben.


Chris: Was magst du an der Szene und was stört dich am meisten?

Torch: Am meisten gefällt mir an der Szene die Vielseitigkeit, die Kreativität und den Mix aus Lebendigem und "Totem". Man lernt immer wieder interessante Menschen kennen, mit denen man auf einer Wellenlänge ist. Ich glaube, die schwarze Szene ist diejenige, in der sich die meisten Anhänger mit irgendeiner Art von Kunst beschäftigen. Sei es eben die Musik, Malerei, Poesie, Schmuckherstellung, Schneidern oder Modellieren. Außerdem ist es eine überwiegend friedliche Szene. Es gab in meinem Umfeld selten Streitigkeiten, die mit Handgreiflichkeiten einher gingen. Wenn, dann haben Faktoren von außen eine Rolle gespielt. Der Zusammenhalt ist bei uns doch sehr groß. Was mich stört, ist die Tatsache, dass innerhalb der Szene immer mehr das Schubladendenken herrscht. Früher gab es uns, die "Schwarzen", und die anderen die "Bunten". Jetzt gibt es zig Untergruppierungen. Umfragen auf Facebook, wie "Was ist der Unterschied zwischen Batcave, Death Rock und Post Punk?" kursieren. Oder "Gehört Steam Punk zu Gothic?". Dabei sind die Unterschiede doch egal. Wichtig ist, was uns verbindet. Und da gibt es sehr viel. Also, Leute, leert die Schubladen einfach alle auf einen Haufen und macht ein gemeinsames Ding!


Chris: Was ist die schönste Stadt im Rhein-Main-Gebiet? ;)

Torch: Darmstadt natürlich! Hier gibt es wirklich sehr schöne Viertel mit viel Flair. Und hier ist noch richtig viel los in der Szene. Wir haben hier fünf schwarze Feten. Eine davon, die "Corona Negra", veranstalte ich selbst in der Krone. Wir machen auch vieles außerhalb schwarzer Veranstaltungen, also haltet die Augen offen!


Chris: Ein Abschlusswort?

Torch: Geht aus dem Haus! Besucht Konzerte und Partys, damit die Clubs nicht noch mehr aussterben. Zieht euch nicht zurück, sondern lebt! Zeigt euch und haltet zusammen, denn unsere Szene ist es wert, erhalten zu werden. Vielen Dank für das Interview.


Herzlichst, Euer Torch