Fazination Mera Luna - Teil 1

combi.jpgIst das Mera Luna wirklich zu groß geworden? Seit 2013 ist die Besucherzahl konstant bei 25.000 geblieben. 2009 waren die Besucherzahlen bei etwa 23.000. Einen starken Anstieg kann man also die letzten 10 Jahre nicht verzeichnen. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die örtlichen Gegebenheiten auch nicht viel mehr hergeben. Aber gute Besucherzahlen sind ja auch nichts Schlechtes, sondern sprechen eher für die Veranstaltung. Trotz schrumpfender Szene, präsentiert sich das Mera Luna mit gleichbleibenden Besucherzahlen. Das kann sich sehen lassen und liegt auch an dem internationalen Andrang, den es auf dem Festival gibt.


Kommerziell ist das Mera Luna natürlich. FKP SCORPIO (Veranstalter) veranstaltet das Mera Luna nicht nur, weil die Firma selbst Spaß daran hat, sondern weil es wie 100% aller andere Firmen Gewinne erwirtschaften möchte. Und wenn es einen Absatzmarkt für den (geliebt und gehassten) Gothic Garden gibt, warum sollte man darauf nicht reagieren und warum stören sich andere Teilnehmer daran? Ein Einwand wäre, wenn der „Gothic Garden“ Leerstände und wertvollen Platz für Zelte wegnehmen würde, aber der „Gothic Garden“ ist jedes Jahr ausverkauft! Es werden auch noch weitere Dinge angeboten, wie zum Beispiel: „Mein Zelt steht schon“. Dies ist besonders praktisch wenn man nicht in Gruppen anreist, die natürlich möglichst zusammen campen wollen. Sowohl auf dem Zeltgelände, als auch auf dem Festivalgelände stehen zahlreiche, sehr ausgewogene Essenstände zur Verfügung. In diesem Jahr gab es auch erstmals eine Whiskybar. Die zahlreichen Stände, das Gothic Fashion Town erlauben ein Shoppingtag bei guter Musik.



garden.jpgIn den letzten Jahren hat man immer mehr Sitzmöglichkeiten geschaffen, zum Teil im Schatten der großen Sonnenschirme. So kann man selbst entscheiden, ob man die Bands in vorderster Reihe, sitzend am Rand oder aber auch liegend auf der Wiese genießen möchte. Einsicht auf die Mainstage hat man von überall und kann also die Bands in vollen Zügen genießen.


Die Fashionshow am Samstagnachmittag ist fester Bestandteil geworden. Allerdings wurde das Programm in diesem Bereich erweitert, unter Anderem diverse Lesungen in der Mera Luna Akademie.


Auch abseits des Festivalgeländes wird viel geboten. Hier ist zum einen der Mittelaltermarkt zu erwähnen. Metburg, orientalische Teestube, Kuppeley, Badehaus und die Möglichkeit zu heiraten, sind hier nur einige Beispiele.


Neben den Duschen, den Wasserstationen und den regelmäßig, gereinigten Wassertoiletten gab es in diesem Jahr ein weiteres Zelt das besonders viel Andrang genießen durfte – das Stylingzelt! In einem dunklen Lila mit goldenen Dekor und warmen Licht konnte sich jeder Besucher wie ein Sternchen am Mera-Himmel fühlen. Hier gab es neben Strom für Föhn, Glätteisen und Co. viele Schminkplätze. Ganz wie man sie sich wünscht. Selbst eine kleine Grundausstattung wie Haarspray, Festiger und Kosmetiktücher war an jedem Platz zu finden.



academy.jpgNatürlich steckt auch hier und da Verbesserungspotenzial in manchen Dingen. Es wäre einfach verdammt schön wenn es Freitagmittag bis -abend mehr Bändchen- und Einlasscheckpoints gäbe, wie noch vor einigen Jahren. Der Markt auf dem Zeltgelände könnte auch etwas länger geöffnet haben, Speisen und Getränke nicht so teuer sein und die Seife an den Toiletten regelmäßig nachgefüllt werden. Aber all diese Mängel sind schnell vergessen, denn im Grunde sind es Kleinigkeiten die bei einem so großen, umfangreichen Erlebnis zwar auffallen, aber nicht sonderlich lang im Gedächtnis bleiben.


Alles kann – Nichts muss! Besonders bei den Speisen und Getränken, kann man sich dies gut vor Augen führen. Man ist nicht gezwungen die teuren Getränke auf dem Festivalgelände zu kaufen, denn auch hier gibt es vom Veranstalter die Möglichkeit, sich kostenlos mit Wasser zu versorgen.


Zwei Wochen Sommerurlaub, verpackt in drei Tagen. So kann es sein, wenn man sich auf das Abenteuer - Mera Luna - einlässt. Wir, und auch sehr viele andere beschreiben es wie ein großes Familientreffen. Denn auch da läuft nicht alles wie man es plant, auch da gibt es den betrunkenen Onkel der alle lieb hat. Und doch gehen am Ende, nach vielen geteilten Erlebnissen und Geschichten, nachdem man sich gemeinsam im Takt zur Musik bewegte, sang und die Künstler unserer Szene feierte, mit einem guten Gefühl nach Hause und aus allen Ecken hört man – Schade, dass es schon vorbei ist. Aber nach dem Mera, ist vor dem Mera!



style.jpgDieses familiäre Gefühl ist es, was das Mera Luna Festival in Hildesheim Jahr für Jahr zu einem der wunderschönsten Orte macht. Man kommt überall schnell ins Gespräch. Rempelt man ausversehen jemand an entschuldigen sich beide, verlorene Portemonnaies werden hinterhergetragen. Betrunkene werden von Fremden „Nachhause“ gebracht, Frauen brauchen nicht ständig Angst zu haben belästigt oder betatscht zu werden.


Kurzum man achtet aufeinander. Das ist eines der schönsten Aspekte, die für mich persönlich das Mera Luna zu einem der schönsten Orte machen. Jederzeit ist irgendwo etwas los, man kann sich überall dazustellen, man bekommt meist sogar noch ein Bier angeboten. Sonntagnacht, die letzten Klänge des Headliners klingen noch in den betäubten Ohren der Festivalbesucher, doch das ist nicht das Ende. Über die Jahre haben sich viele Rituale eingeschlichen. Leute tanzen auf der Landebahn und auf dem Mittelaltermarkt, verstorbene Pavillons werden zu Grabe getragen und finden ihren letzten Sinn in ein einer wilden, rhythmischen Trommelei. Selbst die Sicherheitsleute – Polizei oder Security - haben ihren Spaß. Denn auch sie sind an allen Tagen vor Ort und sorgen, teilweise ehrenamtlich, für die Sicherheit aller Besucher. Diese sind sich darüber bewusst und sprechen ihren Dank offen aus, nicht nur über die einschlägigen Social Media Kanäle, sondern oft auch direkt vor Ort.



Selbst Jonas Rohde, Pressesprecher von FKP Scorpio, drückte es gegenüber SAT1 so aus: „Je gruseliger die Leute aussehen, desto netter sind sie.“. Das lassen wir so stehen und unterschreiben es sogar. Auch unsere Erfahrungen nach all den Jahren entsprechen dieser Aussage und da FKP Scorpio bisher über 10.000 Konzerte und Festivals veranstaltet hat, wissen auch sie wovon sie sprechen.



Unser Fazit nach dem schönsten Wochenende im Jahr - international, familiär, verrückt, schwarz und liebenswert. Wer das Mera Luna Festival besucht, wird es nicht bereuen und mit Sicherheit angesteckt.


Denn nur einmal Mera Luna gibt es nicht. Wer einmal dort war, der will auch im nächsten Jahr wieder ein Teil dieser Familie sein.



Vorschau:

Teil 1 Faszination Mera Luna

Teil 2 Der durchschnittliche Mera Luna Besucher

Teil 3 Gothic Garden – Suzi und Jürgen berichten

    Kommentare 1

    • So schön geschrieben und deshalb muss ich einmal einen Kommentar loswerden.


      Ich mache ja das Mera auch schon etwas länger mit und finde es klasse.
      Klar, dass der Kommerz in gewisser Form sein muss, aber er ist immer noch nicht zu übertrieben, auch wenn man über die Bierpreise natürlich immer meckern kann und wird.

      Dafür ist es aber kalt :D


      Was mich nur wundert ist, dass seit Jahren die Duschproblematik bekannt ist und da noch keine Abhilfe geschaffen wurde.
      Das bisschen, was da kalt rauskommt ohne bei den "Stoßzeiten" da zu sein :D


      Über die viel zu kleinen Toiletten beschwere ich mich nicht wirklich, nehme das inzwischen sportlich, obwohl das Toilettenpapier, in Zusammenhang mit der größe der Kabine natürlich toll angebracht war und Anfangs die Sauberkeit auch zu Wünschen übrig ließ :D


      Das einzige, was mich ein bisschen preislich geschockt hat waren die Kosten für das Handaufladen.

      2 Euro die Stunde(!) oder Schließfach... Bitte?


      Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als jeder mit Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdose an die Toiletten gegangen ist und da sich so richtig eine kleine Ladekommunity gebildet hatte *ggg*


      Aber 2 Euro für eine Stunde?

      Nein, habe aus Prinzip dankend abgelehnt und mir irgendwo ein Solarpanel ausgeliehen.


      Da liebe ich das WGT.

      Dort gibt man eine freiwillige Spende und kann es voll laden und das Toilettenpersonal freut sich über die steuerfreie Nebeneinnahme :D



      Grüße,

      Matthias